Meine kleine japanische Jazz-Seite

Yin

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Jazz

 

Jazz time, five seven
Sure I can handle that OK
What? Count syllables?
[Haiku by Stephanie Weber]

Yang

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Japan

Keine Frage: Die Japaner sind ein musikbegeistertes Volk. So hat auch der Jazz in Japan seinen festen Platz. Die japanische Kultur hat sich erst relativ spät westlichen Einflüssen geöffnet  - dann mitunter aber auch radikal... Vielleicht vermag dies ein wenig zu erklären, weshalb der Jazz in Japan oft "westlicher" und "moderner" klingt als in den USA selber. Die meisten Europäer besitzen HiFi-Anlagen japanischen Ursprungs. Merkwürdigerweise interessiert sich aber kaum jemand dafür, was die Japaner für Musik hören bzw. spielen. Eigentlich schade, weil es im Land des Lächelns, der Kirschblüten und Haikus in dieser Hinsicht einiges zu entdecken gibt. Daher möchte ich im folgenden einige Anspieltipps aus der japanischen Musikszene geben...

Japanische Jazzsängerinnen

Japanischer Smoothjazz

Japanischer Popjazz

Wer sich darüber hinaus für Smooth bzw. Fusionjazz interessiert, wie er in Japan definiert und produziert wird, dürfte unter der folgenden Adresse fündig werden:

Adult Contemporary Music in Japan

So stark auch der Einfluss der amerikanischen Lesart des Jazz auf Japan immer war... es gibt umgekehrt auch genügend Beispiele für den Einfluss japanischer Musikformen auf den 'American Jazz'.  Spontan fällt mir dazu von Jon Faddis & Billy Harper das Album "Jon & Billy" aus dem Jahre 1974 ein: in Tokio aufgenommen, mit Motohiko Hino am Schlagzeug, zwei Songtitel auf japanisch, auf "Two 'D's from Shinjyuku, Dig & Dug" sorgt zudem eine Kalimba für fernöstliches Flair. Oder das Album "Surprises" von Herbie Mann aus dem Jahre 1976. Auf den Haiku-verdächtigen Titeln "The Sound of Windwood" und "The Butterfly in a Stone Garden" lässt sich Herbie Mann in einem Tokioer Studio von einer neunköpfigen japanischen Trommelgruppe begleiten, die auf traditionellen Instrumenten wie Koto, Shamisen, Syo, Tsuzumi, Wadaiko und O-Daiko spielt. Auf "Anata" ist die japanische Sängerin Akiko Kosaka mit von der Partie. By the way: Ein gutes Beispiel dafür, dass die beiden Kulturen eine glückliche Verbindung eingehen können, ist Eric Gale selber, der mit der Japanerin Masako verheiratet war (der Song "Mako D'Amour" auf dem Album "Blue Horizon" ist ihr gewidmet; dort findet sich auch ein Stück mit dem Titel "When Tokyo?").

Manchmal sind die Einflüsse indes subtiler und weniger offensichtlich. Häufig wird als Eigenart japanischer Kunststile ihre 'Rahmenlosigkeit' genannt, die auch den Jazz auszeichnet. In der westlichen Kultur wird Rhythmus gewöhnlich mit metrischer Ordnung zusammengefasst. So ist es für den Jazz-Arrangeur Daniel Schnyder evident, "that the space between the things is sometimes more important than the things themselves. Every architect and every interieur designer knows that - but in western musical history it took centuries to develop a proper sense for space and rest." Ohne gleichmäßige Pulsierung sind wir zumeist nicht in der Lage, Musik als rhythmisch zu begreifen und sprechen dann gerne von 'freiem Rhythmus', da wir das zugrunde liegende Muster mit unserer Rationalität nicht begreifen können. Die spezifische Aura der japanischen Musik beruht auf dem raumzeitlichen Konzept des "ma", in dem das Bild der Distanz, der Differenz und des Überganges mitschwingt, die jeweils situativ variabel gestaltet werden. Dieser von uns als 'frei' verstandene Rhythmus ist jedoch "nicht 'frei' im Sinne von willkürlich, sondern eingebunden in eine Prägnanz, deren Spannung und Entspannung von größeren Zusammenhängen, von (..) zusammenspielpraktischen und spieltechnischen Gegebenheiten, letztlich aber vom Atemgefühl des Interpreten bestimmt wird". (Ingrid Fritsch, Distanz, Aura, Differenz - "Zwischenräume" in der japanischen Kultur, in: Universitas, 55. Jg., Feb. 2000, S. 171 f.) Ich erkenne hier eine Philosophie, die auch im Jazz immer lebendig war...

Zum Schluß noch einmal zurück zu den japanischen Haikus. Mir kommt dieser Jazz-Klassiker aus den Vierzigern, "Moonlight in Vermont" von Suessdorf und Blackburn, in den Sinn, der u.a. von Billie Holiday und Ella Fitzgerald in unvergesslicher Weise interpretiert wurde. Schon merkwürdig, wo man überall über die japanische Haiku-Form stolpert...

"Moonlight in Vermont"

Pennies in a stream,
falling leaves, a sycamore,
moonlight in Vermont.
***
Icy fingers waves,
ski trails on a mountainside,
snowlight in Vermont.
***
Evening summer breeze,
warbling of a meadowlark,
moonlight in Vermont.

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